Wolfgang Ullrich: Gesucht Kunst, Verlag Klaus Wagenbach Berlin, 2007, ISBN 978-3-8031-2577-4

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Als hilfreich dabei erweist es sich, wenn der Künstler weiß, was er im Unterschied zu Vertretern anderer Disziplinen kann. Statt sich an dem zu orientieren, was andere Künstler machen, und dabei Gefahr laufen, nur den Ansprüchen des herrschenden Kunstbegriffs zu unterliegen, sollte er lieber darüber nachdenken, wie er Sujets, die auch ein Wissenschaftler, Dienstleister oder Modedesigner verfolgen mag, auf seine Art und Weise in Szene setzen kann. Nur dann ist die Freiheit, die ihm auferlegt ist, eine Chance.

Kunstwerke sollten nicht nur als Kunstwerke gelten dürfen; vielmehr sollte ihre Erschließungsleistung – jener spezifische Blick des Künstlers- im Mittelpunkt stehen, egal ob es sich dabei um ein formales Phänomen, ein soziologisches oder politisches Sujet oder um eine spezifische Stimmung handelt. Ein wesentliches Kriterium von Kunst wäre es dann, ob sich ausgehend von einem Werk eine Diskussion entwickeln lässt , in deren Verlauf es gar nicht mehr um die Frage nach dem Kunsthaften des Werkes geht.

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